Marktkommentar
Juni 2025
Im ersten Halbjahr verlor der US-Dollar rund 13% an Wert gegenüber dem Euro, was viele Marktteilnehmer überraschte. Die Ursache für diesen Vertrauensverlust liegt in der Verunsicherung, die maßgeblich durch die amerikanische Politik geschürt wurde. Es ist durchaus umstritten, ob die von Präsident Trump geplanten oder in Kraft gesetzten Maßnahmen tatsächlich helfen, die amerikanischen Staatsschulden zu reduzieren, den Haushalt zu entlasten und die Wirtschaft anzukurbeln. Gerade die Ankündigung um die Einführung von weltweiten Strafzöllen zur Reduzierung des amerikanischen Handelsbilanzdefizits hat die Märkte Anfang April auf eine Achterbahnfahrt geschickt. Die meisten Märkte haben ihre Kursrückgänge mittlerweile wieder aufgeholt, so auch der amerikanische S&P500. Dieser notierte zum Halbjahr bereits auf neuen Höchstkursen, jedoch nur in USD betrachtet, denn für Anleger aus dem Euroraum ist man noch über 10% vom Hoch entfernt. Der Einfluss der Währung auf den eigenen Anlageerfolg wird zunehmend spürbar.
Die enorme Bewegung des US-Dollars ist ein zweischneidiges Schwert: Für amerikanische Anleger sind Investments in Euro plötzlich interessant, da neben einem Anstieg der Aktienkurse (EuroStoxx 50 +10%) zusätzlich ein Währungsgewinn winkt. Umgekehrt bedeutet die US-Dollar-Abwertung, dass für Europäer US-Dollar Anlagen, egal ob direkt im amerikanischen Aktienmarkt oder beispielsweise im MSCI Welt-Index, weit weniger attraktiv werden. Als Folge dieser Entwicklung fließt vermehrt Kapital aus dem Dollarraum nach Europa.
Auch sind europäische Aktien trotz der jüngsten Kursgewinne meist immer noch fair bewertet, während amerikanische Titel unter Bewertungsaspekten deutlich über dem historischen Mittel notieren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt in Europa um die 14, die Dividendenrendite bei etwa 3,6%. Dies ist im Vergleich zum S&P 500 deutlich attraktiver, dort liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 28 und die Dividendenrendite bei 1,27%. Hinzu kommt, dass viele Anleger davon ausgehen, dass der politische Druck auf Europa dazu führen wird, zukünftig unabhängiger von den USA zu agieren, so dass Europa ein aussichtsreiches Investment darstellt und die Aufholjagd wahrscheinlich erst begonnen hat. Das deutsche Konjunkturpaket ist hierfür ein starkes Indiz – andere Länder könnten, wenn auch vielleicht nicht in diesem Umfang, nachziehen und die Entwicklung weiter verstärken.
Europäische Staaten können sich aufgrund der besseren Finanzierungskonditionen nach den seit einem Jahr in mehreren Schritten erfolgten Zinssenkungen der EZB deutlich günstiger verschulden als die US-Amerikaner, da die Ausgaben für den Zinsdienst erheblich niedriger sind und somit die Haushalte nicht so stark belasten. Dies ist Präsident Trump natürlich ein Dorn im Auge, weshalb er sowohl gegen „unfaire“ Bedingungen in der Europäischen Union wettert als auch seinen Notenbankchef regelmäßig zu Zinssenkungen auffordert. Doch seine Angriffe gegen die Unabhängigkeit der FED führten bisher eher zu einer Trotzreaktion bzw. einem Beharren auf dem Status quo als zu einem Einlenken, da man sich nicht vor den politischen Karren spannen lassen will. Wir erwarten jedoch, dass die amerikanische Notenbank auf Sicht nachziehen und die amerikanischen Leitzinsen ebenfalls senken wird.
Die geopolitischen Konflikte bleiben weiterhin ungelöst. Trotzdem verlief das erste Halbjahr durchaus positiv. In den von uns verwalteten Portfolios waren wir von der US-Dollar-Abwertung nur in geringem Umfang betroffen, da der Schwerpunkt nach wie vor auf deutschen und europäischen Titeln lag. Während die Beimischung von Schwellenländeraktien bisher etwas gebremst hat, machten sich vor allem die Investments im Minen- und Rohstoffsektor deutlich positiv bemerkbar.
Der Goldpreis stieg im zweiten Quartal um fast 6%, Goldminen konnten dadurch im zweiten Quartal rund 450 USD mehr pro produzierte Unze Feingold verdienen, was den Gewinnen deutlichen Auftrieb geben wird. Eine Trendumkehr im Goldpreis ist aufgrund der ausufernden Staatsschulden, geopolitischer Unsicherheiten und den Bestrebungen zur Abkehr vom US-Dollar als Leit- und Reservewährung nicht absehbar. Jüngst haben rund 43% der Zentralbanken angekündigt, ihre Goldbestände in 2025 zu erhöhen, ein Rekord! Zum Vergleich: 2024 waren es lediglich 29%.
Dass die Aktien vieler Bergbauunternehmen weiterhin unterbewertet sind, liegt an mehreren Faktoren, letztlich ist das Anlagekapital in den letzten Jahren kaum im Metallsektor investiert worden, sondern vor allem in US-Titel. Doch viele Minengesellschaften haben ihre Gewinnspannen kräftig ausgeweitet, so dass selbst bei gleichem Kursniveau die Bewertungen gesunken sind. Die sprudelnden Einnahmen werden vor allem Edelmetallförderer nutzen, um eigene Aktien zurückzukaufen oder Dividenden auszuzahlen. Auch bei anderen Rohstoffen, wie Kupfer, Silber oder Lithium, ist die Situation ähnlich erfreulich. Da der Minensektor im Vergleich zu den Standardwerten überschaubar groß ist, führen bereits kleinere Umschichtungen zu verhältnismäßig großen Zuflüssen, die die Kurse bewegen. Da viele Anleger im Minenbereich unterinvestiert sind, sehen wir gerade hier mittel- und langfristig ein enormes Kurspotenzial.
Gleichzeitig haben die letzten Monate gezeigt, wie schnell Trends wechseln können und wie schnell es ungemütliche Entwicklungen geben kann. Auf dem Risikomanagement und einer breiten Streuung in verschiedene Anlagegebiete liegt daher unser Hauptaugenmerk. Wir gehen grundsätzlich von einer weiterhin freundlichen Entwicklung aus, doch Zollthemen oder geopolitische Krisen können jederzeit für Schwankungen an den Aktienmärkten sorgen. Es zeichnet sich jedoch ab, dass zumindest bei den Zollvereinbarungen auf Sicht etwas mehr Ruhe einkehren könnte, da immer mehr Länder, wie zuletzt Vietnam, einen „Deal“ mit den Amerikanern eingehen und somit für etwas mehr Klarheit und Planbarkeit bei den Handelsaktivitäten sorgen.
Gerne steht Ihnen Ihr persönlicher Ansprechpartner bei Fragen zum Börsengeschehen und Ihren Anlagen unter 06172-76450 zur Verfügung.
Ihr Fonds Direkt Team